Die Antwort liegt im Dienen

Wieder sitze ich in einem Flieger. Diesmal wieder zurück nach Marrakesch. Hier hoch oben über den Wolken habe ich die klarsten Gedanken, die erfrischendsten Ideen und die tiefsten Erkenntnisse.

Ich reflektiere über meine Woche in der Heimat… diese Zeit war dieses Mal sehr geprägt von äußeren Begegnungen. Ich bin den unterschiedlichsten Menschen in einer nie dagewesenen Tiefe begegnet. Ich war noch nie so viel mit Menschen zusammen und gefühlt noch nie so distanzlos.

Da war eine Frau, die ich seit 20 Jahren kenne, die vor mir in Tränen ausbricht und mir ihre Sorgen erzählt… kurzerhand machen wir eine tief bewegende Sitzung, die uns beide zu Tränen rührt…. Ich spüre Liebe und Heilung auf allen Ebenen… Zwanzig Jahre lange waren wir uns nur oberflächlich begegnet…

Dann habe ich sehr intensive, kraftvolle Sitzungen machen dürfen und freue mich so sehr über die Bereitschaft dieser Menschen so tief zu gehen….

Ein fünf jähriges Kind, das mir in voller Authentizität, und Präsenz und mit sprudelnder Energie aus seiner Welt erzählt und mir damit eine übermäßige Freude bereitet.

Ein 85 Jähriger, der sich in tiefer Dankbarkeit und Demut meinen Sitzungen anvertraut und eine intensive Veränderung seines Seinszustand erfahren darf… weil er sich einlässt auf die Heilung und weil die Dringlichkeit ihn sich hingeben lässt. All das in Stille… weil Worte überflüssig wären.

Ich durfte in dieser Woche in die verschiedensten Leben eintauchen und habe sehr viel Achtung bekommen vor den verschiedensten Schicksalen und Lebenswegen. Ich sehe, dass in der Tiefe immer jeder versucht sein Bestes zugeben… jeweils nach höchstmöglichem Bewusstsein. Wenn wir diese Haltung einnehmen, dann hat Überheblichkeit und ‚Besser wissen wollen‘ keinen Platz mehr. Alle Arroganz des Egos hebt sich somit auf.

Die größte Erkenntnis jedoch aus dieser sehr intensiven Zeit ist, dass die größte Transformationskraft für uns Menschen das bedingungslose Dienen ist. Hier liegt nach meiner Erfahrung der tiefe innere Frieden verborgen, den so viele Menschen ersehnen.

Im Geben, Helfen und Dienen ohne jegliche Erwartungen etwas zurückbekommen zu wollen, erfahre ich stets besagte innere Freude, die an nichts und niemanden mehr gebunden ist. Und auch wenn wir aufhören zu erwarten, wird nunmehr alles was kommt ein Geschenk sein.

Diese Haltung der Dankbarkeit macht Empfangen erst möglich und ist somit der Schlüssel für Fülle, Sattheit und Glückseligkeit. Danke. Danke. Danke.

Grounding

Ich mag es erdig. Ich mag Tiefe. Ich mag Stille.

Ich liebe die Freiheit. Ich liebe die Weite. Ich liebe die Verankerung.

Ich mag keinen Small Talk. Ich mag keine Selbstdarstellung. Ich mag keine Vielrederei.

Ich mag es authentisch. Ich mag mutige Menschen. Ich mag Menschen, die zu sich stehen, selbst wenn es bedeutet alleine da zu stehen.

Ich mag das Alleinsein. Ich mag Rückzug.

Ich mag es auch radikal. Ich mag es ganz oder gar nicht.

Ich mag keinen Pessimismus. Ich mag keine Eigennützigkeit. Ich mag keine Narzissten.

Ich mag Demut. Ich mag Weisheit. Ich mag Einfachheit.

Ich mag es meinen Weg zu gehen. Ich mag es frei zu sein.

Ich mag keine Vorschriften. Ich mag kein enges Denken.

Ich mag keine Intoleranz. Ich mag keinen Hochmut. Ich mag keine ungefragten Ratschläge.

Ich mag es intuitiv zu leben. Ich mag es kraftvoll. Ich mag es tiefgründig.

Ich mag es meiner Natur entsprechend zu leben. Ich mag es nicht, mich anzupassen.

Ich mag kein übertriebenes Getue. Ich mag kein Künsteln. Keine Heuchelei.

Ich mag Themen über die Welt. Ich mag keine Themen zu Wetter und Ego.

Ich mag keine Anmaßungen. Ich mag kein ungefragtes Richtigstellen.

Ich mag kein Wichtigmachen. Ich mag kein Bekehren. Ich mag kein Brauchen und Gebrauchtwerden.

Ich mag gütige Menschen. Ich mag Menschen die leben was sie sagen, anstatt andere zu belehren.

Ich mag Dankbarkeit. Ich mag Selbstreflexion. Ich mag Erneuerung.

Ich mag es meinen Weg neugierig zu gehen, anstatt alles bereits wissen zu wollen.

Erneuerung

Das einzige Beständige ist der Wandel. (Heraklit)

Veränderung braucht Raum. Um zu erkennen, was noch stimmig ist und was wir lieber verabschieden wollen in unserem Leben, ist es notwendig uns Raum zu geben, uns rückzuziehen und eine Zeit lang in der Stille zu verweilen…uns nicht länger abzulenken mit scheinbarer Geschäftigkeit, sondern uns eine bewusste Auszeit zu nehmen und in uns still zu werden. Hier erhalten wir alle Antworten.

Stille spricht.

So kann es sein, dass etwas immer dagewesenes plötzlich keinen Bestand mehr hat. Hier hinzuschauen und sich den Wandel einzugestehen, ist mutig, wahrhaftig und hält das Potential für Veränderung im bestmöglichen Sinne.

Um überhaupt hier hinzukommen, bedarf es den Verstand zur Ruhe zu bringen und uns mutig dem Alleinsein zu stellen. Die Stille und die Zeit mit sich selbst ist höchst bereichernd, wenn wir uns nicht länger davor fürchten und uns nicht länger von ihr ablenken, sondern einfach mit ihr sind und da sein lassen, was hier da sein möchte.

Sich zu öffnen für das (noch) Unbekannte und noch nie Dagewesene, mag erstmal Unbehagen verursachen… doch mit der Entscheidung sich dem Neuen zu öffnen, öffnen sich gleichzeitig bis dahin unbekannte, noch nie dagewesene Reservoirs an Kraft, Potentialen, Mut und neuer Lebenslust.

Es bedarf uns lediglich zu befreien von den limitierenden Konzepten über uns selbst, indem wir uns für etwas öffnen, das der Verstand bisher hätte nicht erfassen können. Und uns über das bisher Geglaubte zu erheben und uns zu fragen: ‚Was ist hier noch alles möglich, das ich bisher nicht erlaubt habe zu empfangen?‘ sprengt Grenzen und lässt uns erst empfangen, was wir bisher durch eigene Limitierungen ferngehalten haben oder gar nicht sehen konnten.

So lade ich dich ein…. Still zu werden…. zu sehen und zu spüren was für dich nun dran ist…. und dich schließlich dem Wandel hinzugeben. Es ist pure Befreiung, wenn wir einwilligen, Altes zu verabschieden und somit Raum für etwas Neues schaffen.

Königin

Die Königin steht als Sinnbild für würdevoll gelebte Weiblichkeit, für authentisches Frausein und für ein kraftvolles Eintreten in unsere weiblichen Qualitäten, die uns von Natur aus innewohnen.

Wenn Frauen erstmals mit der Metapher der Königin in Kontakt kommen, betreten viele ein totales Neuland. Sie wissen und wussten nicht um ihre weibliche Kraft, die gänzlich anders ist als die der Männer. Sie wissen und wussten nicht um das geheimnisvolle Mysterium ihres Schoßraumes, dem alle Weisheit innewohnt und aus dem sie unendliche Kraft schöpfen können. Sie wissen und wussten nicht um ihre Intuition, an die sie sich jederzeit anschließen können um aus ihr heraus zu kreieren und zu empfangen was ihnen wahrhaft entspricht.

Die Königin ist eine Qualität, in die wir eintreten können, wenn wir es wählen und bereit dazu sind.

Bereit sind viele erst dann, wenn sie vielfach Entwürdigung und Demütigung seitens der Männer aber auch seitens anderer Frauen erfahren haben.

Bereit sind jene Frauen, die bisher mit ihrem Schicksal haderten und nicht verstehen konnten, was sie in ihrem äußeren Leben vorfinden. Es sind Frauen, die schon immer glaubten, sie wären verkehrt und die bisher alle Schuld bei sich suchten.

Es sind Frauen, die dort angelangt sind, wo sie intuitiv wissen, dass es noch etwas anderes geben muss als Dramen und Leiden…. Und die vor allem erkennen, dass sie die Wahl haben, etwas anderes als bisher zu empfangen.

Die Qualität der Königin steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Verantwortung für das eigene Leben und für das was wir im Außen empfangen. In der Eigenverantwortung liegt die Macht und Möglichkeit zu wählen was wir empfangen möchten und schließlich auch die Freiheit darin.

Eine Königin ist frei, weil sie es wählt, nicht länger abhängig zu sein von äußerem Geschehen oder der Emotionen anderer. Nicht einmal von ihren eigenen Emotionen lässt sie sich leiten, weil sie in sich stabil ist und darum weiß, dass sie allen Halt in sich findet. Hier ist ihr Zuhause. Eine Königin sucht nichts mehr im Außen. Sie ist sich selbst genug und wählt es zu empfangen anstatt zu kämpfen.

Es geht bei der Königin auch darum, zu erkennen, dass wir als Frauen unsere Würde nicht verloren haben, sondern lediglich abgegeben. Wir haben Entwürdigung und Demütigung erlaubt und haben es gewählt zu leiden und Dramen zu kreieren. So empfingen wir, was wir erlaubt haben zu empfangen, weil wir nicht um unsere Kraft und Macht wussten. Wenn wir das erkannt haben, sind wir frei… und mehr denn je bereit in unsere Königinnen und damit unsere Würde einzutreten.

Die Königin als Qualität ist unter anderem eine Einladung, uns in der Tiefe selbst zu begegnen und hier Heimat zu finden. Wir suchen unseren Wert dann auch nicht mehr bei anderen. Wir sind uns selbst genug. Eine Frau, die eintritt in sich selbst und sich hier verankert, lebt und kreiert aus sich selbst heraus und dient ihrem Umfeld und der Welt in höchstem Maße. So können Frauen tatsächlich die Welt verändern, wenn sie eintreten in ihr naturgegebenes kraftvolles Dasein und aus dieser Stabilität heraus schöpfen und schaffen.

Der nächste Königinnen Online Retreat startet am 26.5. und geht über vier Wochen. Ich lade dich herzlich ein, dabei zu sein. Infos und Anmeldung hier: Die Königin | Online Retreat

Aloneliness

Aloneliness ist mein neues Lieblingswort. Es beschreibt für mich die Sehnsucht der Innenkehr und des ‚sich selbst Begegnens‘. Im Alleinsein finde ich Klarheit, tanke ich Kraft, verbinde mich mit meiner eigenen Energie und Wahrheit. Ich gehe auf inneren Rückzug und wähle es bewusst mich von äußerem Geschehen abzuwenden. 

Dabei geht es hier nicht um Einsamkeit, sondern um ein ‚sich auffüllen‘ mit der eigenen Energie von innen heraus. Im Alleinsein können wir uns tief mit uns selbst verbinden und uns damit freimachen von jeglichem Brauchen und Wollen. Wenn wir immer wieder im Alleinsein weilen, werden wir immer freier von bewussten oder unbewussten inneren oder äußeren Abhängigkeiten. 

Let it be whatever it will be. Give up trying to manipulate. This is freedom. (Mooji)

Im Alleinsein erkenne ich außerdem, dass alles immer richtig ist, so wie es ist…. Ich lasse die Dinge sein, wie sie sein wollen. Im Seinlassen bzw. Belassen von allem was ist, erfahre ich wie es leicht in mir wird. Ich lasse dann ab von allem ‚erzwingen wollen‘ und erkenne gleichzeitig wie sich Dinge von selbst ergeben und zwar meistens ganz anders als zuvor mit dem limitierten Verstand gedacht und gewollt.

Im Seinlassen erfahre ich maximale Freiheit. Nicht mehr lenken zu wollen, sondern mich stattdessen anzuschließen an meine innerste Führung lehrt mich außerdem, dem Leben und mir selbst in der Tiefe zu vertrauen. Ich merke dann auch, wie ich mit allem was ist, mehr und mehr einverstanden bin. 

Im Alleinsein erlebe ich auch, wie ich Ruhe, Klarheit und Freude in der Tiefe erfahre, anstatt es herbeischaffen zu wollen. Worte werden dann überflüssig…. Es ist was es ist. Und zwar alles.

So bin ich dieser Tage sehr dankbar für die kostbare Zeit des Alleinseins…. Um mich aufzutanken, rückzuverbinden, zu spüren und neu auszurichten. Dankbar auch für die Erfahrungen der letzten Wochen und der vergangenen Retreats, die mich sehr kraftvoll und klar an mich selbst erinnert haben. Danke. 

Reflexion

Vor genau zwei Jahren bin ich erstmals nach Marokko gekommen. Ich erinnere mich an die Zugfahrt vom Flughafen Casablanca nach Marrakesch…. Ich saß mit einer Familie im Zugabteil, die mir alles bisherige Denken über den Islam und Frauen in der arabischen Welt mit einem Mal gelöscht hat… Die junge Mutter, die bis auf die Augen verschleiert war, hatte hier eindeutig das Sagen, was ihren geschäftigen Telefonaten und dem Kommando an ihren Mann zu entnehmen war… die beiden Kinder – wohl erzogen -folgten ebenfalls ihren Befehlen und waren unglaublich höflich im Umgang mit mir und anderen Reisenden. Schließlich haben wir die Fahrt mit viel Gelächter und gemeinsamen Chipsessen verbracht. Als die Familie den Zug verlässt, winken sie mir noch alle vier in mein Abteil herein…

Diese Zugfahrt habe ich nie vergessen. Sie war die Reise in ein neues Leben.

Wenn ich zurückblicke, was sich seither getan hat, kann ich selbst nur staunen… diese Zeit hier in Marokko war wie ein Rausch, dem sich eins nach dem anderen wie von selbst entfaltet hat.

So habe ich mein Forschungsprojekt samt Masterarbeit über Marokko und seine weggelegten Kinder gemacht und geschrieben und bin damit tief in die Kultur und Traditionen des Landes und seiner Menschen eingetaucht….

Dabei habe ich gelernt, Kultur nicht mehr verstehen zu wollen, sondern vielmehr anzunehmen. Ich durfte lernen, meinen europäischen Hochmut in Demut und Dankbarkeit zu verwandeln und mich nicht länger als Individuum so unheimlich wichtig zu nehmen. Marokko hat mich Gemeinschaft gelernt und dass wir alle gleich sind.

Marokko lehrt mich auch – in all seiner Gelassenheit – meine Zeit mehr wertzuschätzen und dass weniger mehr ist.

Es ist nicht alles gut in Marokko… es gibt zahlreiche Schattenseiten, die einem jedoch wiederum zeigen, dass man Vertrauen lernen kann und wählen darf, wohin der Fokus geht und wohin ich meine Energie geben möchte…. Alles ist schließlich eine Sichtweise… auch das habe ich hier lernen dürfen.

Heute, zwei Jahre später, sitze ich auf dem Dach meines Riads und blicke auf den schneebedeckten hohen Atlas. Ich habe Gäste bei mir zu Hause und genieße es sehr, Gastgeberin zu sein. Es ist ruhig geworden in mir. Die inneren Prozess der letzten zwei Jahre waren kein Spaziergang….

So intensiv das Glück, so intensiv war die innere Arbeit und das Reflektieren des Inneren in Bezug auf äußere Geschehnisse. Ich habe mich in dieser Zeit entschieden, die innere Freiheit zu meiner ersten Priorität zu machen. Es ist meine Ausrichtung, mein Fokus, meine Wahl. Diese Freiheit fand ich jedoch außerhalb der Komfortzone und am anderen Ende von Sicherheit. Für mich ist sie goldwert. Danke Marokko.