Als im Herbst die geplante Zeitumstellung war, wurde hier in Marokko in letzter Sekunde entschieden, die Uhren nicht zurück zu stellen, sondern so zu belassen, um gleich mit Mitteleuropa zu ‚ticken‘.
Es gab erstmal ein größeres Chaos im Land, weil niemand wusste wie spät es war…. Internet, Fernsehen und auch Handys zeigten jeweils andere Zeiten an.
Dies zog sich über ein paar Tage und machte mich recht nervös…bis ich beobachtete, dass es die Einheimischen hier nicht sonderlich kümmerte, wie spät es war… Sie gingen mit der Sonne und mit den Gebeten… Da erinnerte ich mich, dass Terminvereinbarungen hier sehr oft mit den Gebetszeiten einhergingen…. Treffen wir uns nach dem 3. Gebet oder nach der Mittagszeit… oder ich ruf dich nach dem 2. Gebet an…. so werden Treffzeitpunkte hier vereinbart und es funktioniert scheinbar.
Irgendwann ließ auch ich mich reinfallen in diese Zeitlosigkeit und fing an, die Leichtigkeit dahinter wahrzunehmen… Mittlerweile gehe auch ich mit den Gebetsrufen…. so kann es passieren, dass der Muezzin ruft und ich mir denke… schon wieder so spät…. Unabhängig von der eigentlichen Uhrzeit.
Was machen wir also so wichtig an Zeit, dass wenn wir es nicht tun würden, wir freier und leichter wären…. Welchen Druck erlegen wir uns hier auf, in kürzester Zeit möglichst viel schaffen zu wollen… anstatt uns hinzugeben und sich entfalten zu lassen, was ‚zeitgerecht‘ in die Welt möchte….
Ich mache mich seither mehr und mehr frei von Deadlines und strengen To-Do Listen… und stelle erstaunlicherweise fest, dass ich mehr schaffe, als unter Zeitdruck und Hetzerei.
Weniger ist mehr…. ist hier zu meinem Motto geworden… ich lasse mich auch nicht mehr stressen, von der scheinbaren Wichtigkeit mancher Erledigungen…. Und noch immer spürte ich zur ‚rechten Zeit‘ was nun zu tun dran war. Al Hamdullilah.