Ich reflektiere gerade über die letzten Wochen in der Quarantäne. Anfangs ging es für mich sehr um das Stillwerden, die Entschleunigung, den Rückzug und das Besinnen. Nachdem die Welt (und auch ich selbst) nun weitestgehend runtergefahren ist…. komme ich gefühlt in eine nächste Phase meines Erlebens. Ich muss gestehen, dass ich mich in all der äußeren Stille doch sehr gerne mit überaus nützlichen Beschäftigungen abgelenkt habe. Ich habe mich be-schäftigt. Um die Zeit zu nützen… für Sinnvolles, für Aufgeschobenes, für Neues.
In einem stillen Moment all dessen, merkte ich jedoch, wie sehr Ablenkung hier das Spiel übernimmt. Ablenkung von dem was eigentlich möglich wäre. Ablenkung vom eigenen Potential, vom Träume verwirklichen, von der Zeit auf die ich immer gewartet habe. Die Zeit endlich Zeit zu haben.
Was wäre, wenn jetzt DIE Zeit wäre? Die Zeit umzusetzen, anstatt sich zu beschäftigen. Zu verwirklichen anstatt sich abzulenken.
Gerade als ich mit den scheinbar überaus sinnvollen Beschäftigungen fertig war und bereits nach neuen Ausschau hielt, überkam mich in dem kurzen, leisen Moment dazwischen ein tiefes inneres Erkennen, dass jetzt die Zeit für etwas anderes ist.
Es ist DIE Zeit. Kein Warten mehr auf Später. Kein Spinnen von Visionen. Kein Ablenken im Jetzt um das Leben auf die Zukunft zu verschieben. Kein Leugnen der sich entfalten wollenden Potentiale.
Es ist jetzt die Zeit, auf die ich immer gewartet hatte. Die Zeit, Zeit zu haben. Die Zeit, Visionen umzusetzen und Potentiale zu leben, anstatt sie noch länger zu unterdrücken.
Damit hat sich eine unglaubliche Kraft in mir freigesetzt. Es war das Eingestehen. Das Bewusstmachen. Das Beobachten meiner selbst. Die Bereitschaft. Die Dringlichkeit. Die Lust auf das Neue. Der Mut zum Ungewissen.
Tatsächlich aber ein Aufwachen. Ein Verlassen des Schlafmodus, des Träumens und Visionierens. Ein Eintreten in das eigene Wissen und die eigene Kraft. Ein Erkennen der Kostbarkeit von Zeit.
Für mich hat die ‚Coronazeit‘ nur Geschenke bereitgehalten. Ich bin überaus dankbar und fühle es als totalen Wandel zu etwas nie Dagewesenem. Individuell und kollektiv. Ich freue mich auf das was noch kommen darf, aber nicht indem ich darauf warte, sondern während ich lebe was schon immer gelebt werden wollte.